Nicos : Auszüge

Die Odyssee nach Saint Tropez

Es ist sechs Uhr morgens. Ein kalter, regnerischer windiger Tag. Ich, Ramon Gandarian, stehe an der Mole und schaue aufs stürmische Meer hinaus. Die Überfahrt von Saloniki nach Bari verlief ereignislos. Gestern, spät nachts, schiffte ich mich ein auf dem Quai in Patras, auf dem griechisches Peloponnes, wo ich die letzten 9 Monate gelebt habe. Da ich eine Stunde auf dem Parkplatz auf die Abfahrt der Fähre warten musste, schloss ich mein Auto ab und spazierte auf dem Parkplatz umher. Ich ging in die nächste Bar um einen Café zu trinken, einen jener kleinen, starken und sehr süssen griechischen Cafés mit Satz, die in der Türkei als türkischer Café in Griechenland aber als griechischer Café bezeichnet werden. Es ist der Café, den ich am meisten liebe und ich bestelle ihn immer, wenn ich nicht in Italien bin. Ich setzte mich an die Bar, neben einen bärtigen, älteren Mann der in einem Gespräch mit einem blonden kleingewachsenen Jungen involviert war. Die beiden flüsterten miteinander und schienen nicht einer Meinung. Plötzlich brauste der Junge auf, griff unter den Barstuhl, um seine Tasche aufzuheben und rannte aus der Tür. Der ältere Mann drehte sich zu mir um, wahrscheinlich um zu sehen wer sein Gespräch überhört hatte. Ich hielt die Luft an. Es war Alexandros, den ich seit meiner Studienzeit in Paris vor sicher zwanzig Jahren nie wieder gesehen hatte. Wir beide sassen seinerzeit nächtelang zusammen und philosophierten. So lange schon hatten wir uns nicht mehr gesehen und voneinander gehört und jetzt sollte ich ihn wieder sehen. Alexandros stammte aus Saloniki, war Sozialist und war  ins Ausland geflohen, nachdem die Obersten in Griechenland die Macht an sich gerissen hatten. Seit seiner Rückkehr aus dem Exil nach Griechenland habe nach dem Sturz der Diktatur Papadopulos‘ habe ich nichts mehr von ihm gehört. Ich hörte noch, dass er eine alte Bekannte aus seiner Studienzeit geheiratet hatte, wurde eingeladen zur Hochzeit, an der ich allerdings zu meinem Leidwesen nicht teilnehmen konnte. Doch dann verlor ich seine Adresse. Jetzt, wie er sich zu mir wandte, hatte er Tränen in den Augen. Doch wie er mich sah, stand er auf und umarmte und küsste mich, überschwänglich, wie diese Südländer eben sind. Wir fielen uns in die Arme. Wir hatten uns so viel zu erzählen, über alles, was passiert war, seitdem wir uns nicht mehr gesehen hatte. Francine kennt er, ich hatte ihn über sie kennengelernt. Doch dass sie uns verliess um mit ihrer Freundin eine neue Existenz in Neukaledonien aufzubauen, hatte er noch nicht erfahren. Er verstand eigentlich nicht, wieso ich eine so sympathische nette Frau, so einfach wegziehen lassen konnte. Eigentlich, sagte er mir jetzt, sei er vom ersten Augenblick in Francine verliebt gewesen, hätte sich aber aus Rücksichtnahme zu alten Sitten der Familie  zurückgehalten um dann die Frau zu heiraten, eben seine Studienkollegin, die ihm von seinem Vater zugewiesen worden sei. Diese Heirat sei natürlich ein Fiasko geworden, beide hätten sich noch weitere Drittpartner gesucht und schliesslich doch noch beschlossen, auseinander zu gehen. Er sei nie über dieses Fiasko hinweg gekommen, habe sich auch nie wieder dazu entscheiden können, neu zu heiraten, habe immer nur von Francine geträumt! Doch ich selbst habe es noch nicht verarbeitet und gebe ihm gegenüber natürlich zu, in letzter Zeit hätte ich mich zu viel in meine Arbeit verloren und hätte sie vernachlässigt. Und ausserdem, das muss ich zugeben, bin ich nicht gerade ein Ausbund von Treue; obwohl ich meine Liebschaften nicht vor ihren Augen austrug, sie im Gegenteil versteckt im Ausland auf Kongressen und Studienreisen auslebte, muss sie es mit der Zeit geahnt haben. Ein Schock war’s allerdings für mich, als ich an einem Sonntagabend heimkam vom einem Kongress in Rom über die Lateiner, heimkam und die Wohnung halb ausgeleert vorfand, ohne Francine. Auf dem Küchentisch lag ein Zettel, worauf Francine geschrieben hatte, sie habe mich verlassen, um im Urwald von Neuseeland, auf der anderen Seite der Erdkugel, zusammen mit Doris Haberlützel ein neues Leben anzufangen. Simon war zu dieser Zeit bereits im Internat. Ich habe ja dann, wie man weiss, die Wohnung aufgegeben und bin nach dem Sudan gereist um nach den Wurzeln der Hyksos zu forschen. Dort hat‘s mir leider den Ärmel reingenommen, diesmal nicht für eine Frau, sondern für einen besonders netten Jungen, wieso, kann ich ihm nicht erklären. Doch wie ich zu diesem Punkt komme, verliert er die Beherrschung und gibt mir eine Ohrfeige, so dass ich mir ganz verdattert die Wange halte. Nein, er versteht es natürlich nicht, und das ist ganz im Sinne seiner griechischen Natur, dass ich solche perverse Liebschaften haben könnte! Mit der Ohrfeige allerdings kann er nichts ausrichten bei mir, ich bin bereits zu sehr degeneriert als das ich noch erzogen werden könnte, doch ich bin ihm auch nicht böse dafür, wie könnte ich es auch, da ich selbst Mühe habe, es mir gegenüber zuzugestehen, dass ich in letzter Zeit wieder gleichgeschlechtliche Liebschaften pflege. Und einem Freund wie Alexandros, den ich seinerzeit fast wie einen Vater verehrte, da ich von meinem Vater eigentlich nie was erhalten hatte, kann ich nicht böse sein, auch jetzt noch, zwanzig Jahre später. Doch ändern kann er nichts an der Veränderung die erst seit kurzem in meiner Natur stattgefunden hat. Er weiss natürlich auch nichts von meinen Eskapaden im Hydepark in London mit David als ich noch in die Schule ging und würde es, wahrscheinlich, auch nicht verstehen. Ich verstehe mich in meiner perversen Natur selbst nicht, will mich vielleicht nicht verstehen, doch ich bin wirklich nicht einfach!  Jetzt erfuhr ich, dass er unheilbar mit Krebs erkrankt ist und sich aufs Sterben vorbereitet und dass ich ihm jetzt den Todesstoss gegeben hatte. Ich musste Lachen, das war wieder ein Ausbruch, der seiner griechischen Natur entsprach. Alexandros ist zeitlebens ein perfekter Schauspieler gewesen, er hat die Dramen von Euripides, Empedokles und allen anderen griechischen Dramatiker aus der Antike auswendig gekannt und so vorgetragen, dass wir Freunde, die an seinen Abenden teilnahmen, uns nie satthören konnten an seinen Rezitativen, die er natürlich immer gerne aufführte. Doch ich kann es nicht ernstnehmen, dass er wegen einer mickrigen Krankheit, die man heute sicher heilen könnte, meine ich, so einfach die Flinte ins Korn wirft und nicht für sein Leben kämpft. Für mich ist das Leben so vielfältig und bietet immer wieder so viele neue Facetten. Als ich noch voll in meiner Karriere als Geschichtsprofessor stand, war jeder Tag langweiliger als der andere, wie ich so mit Francine zusammen lebte, ein mickriges bürgerliches Leben eben, Francine und ich gingen unserem Beruf nach, Francine hatte wie es eben ist, noch dazu die grössere Arbeit im Haushalt und in der Betreuung unseres einzigen Sohnes, in die ich mich wenig einmischte, und nur, wenn wir gemeinsam gegen seine Teenagerflausen zu kämpfen versuchten. Aber jetzt ist Francine mit Doris getürmt und lebt ihr Leben aus bei den glücklichen Ureinwohner von Neukaledonien und ich habe den Sudan, Ali und die Philosophie des sagenhaften Königs Christophilous kennen gelernt und alles ist wieder interessant und neu geworden. Alexandros hat meinen „Ali“ noch nicht gelesen, er kommt erst in den nächsten Tagen auf Griechisch heraus. Wahrscheinlich wird er ihn nie lesen, weil er keine Zeit hat.

Ramons IrrfahrtenWie ich aufstehe, kommt mir die Serviertochter, eine bildhübsche Brünette mit dem Morgenkaffee und dem Gipfeli  für den Signor Commandante herein. Daran hat er mich nicht beteiligt. Ich schenke ihr mein breitestes Lächeln. Und werde von ihr mit einem diskreten Lächeln und einem spitzen Kussmündchen belohnt. Dann lungere ich noch ein bisschen am Eingang herum, die Ohren gespitzt. Ich sehe noch, wie sie neben ihn sitzt, sie einander Zungenküsse geben und höre, wie er ihr sagt: „Grazie, Valeria per il tuo cafè. Per stasera non mi aspetto, mia moglie e a casa, ma domani possiamo vederci. „ Dann muss ich gehen, weil er böse in meine Richtung schaut. Doch bevor ich Urbino verlasse, mache ich noch einen Spaziergang zum Spital. Eine Art Kaserne ist das, Innen ist alles weiss und kalt, weisse Metallbetten, keine Bilder an der Wand. Trostlos, wie alle diese Spitäler für die Armen. Doch der Junge ist am Vorabend geflüchtet und der Arzt der Aufsicht hatte heute seinen freien Tag und niemand weiss, wo er zu erreichen ist. Erst morgen Abend wird der Arzt wieder am Arbeitsplatz erwartet. Ich möchte heute Abend weg. Ehrlich gesagt, ich sehne mich daran, wieder in die grossen blauen Augen Nicos blicken zu können. Doch bis zur Abfahrt, denke ich, könnte ich noch einen Café mit Valeria nehmen. Sie wäre genau mein Typ. Ich kehre zurück zum Lokal. Es ist Mittag, Valeria hat ihre Zimmerstunde. Die Padrona kann meinem Lächeln und den Nötchen nicht widerstehen. Sie ist eine füllige Blondine mit blauen Augen. Im dunklen Gang gebe ich ihr noch einen langen Kuss auf die dunkelroten fleischigen Lippen, fahre ihr mit der Zunge über ihre Zunge und spitzele in ihren Gaumen während mein vorwitziges linkes Knie sich unter ihrem Rock verliert. Sie gurrt wie eine Taube und säuselt mir Familienname und Adresse von Valeria ins Ohr, muss dann aber abrupt von mir weg, weil ihr charmanter Gatte in den Gang hineinschaut. „Irene. Che fai. Ci sono delle patate per pellare nella cucina. E lo zio Ernesto grida per la sua minestra.“ Es ist ein vierschrötiger dicker Kerl mit einem viereckigen Kopf, Haare im Bürstenschnitt. Er ist komplett besoffen, bereits in diesen frühen Morgenstunden. Ich profitiere von der Aufregung, die sein Erscheinen bereitet,  um aus dem Hinterausgang zu flüchten und eine halbe Stunde später parkiere ich mit meinem neuen Auto, einem weinroten Porsche, den ich beim örtlichen Agenten bar kaufte, vor einem Hochhaus in der Agglomeration von Urbino, ein Strauss voll Rosen in der Hand.

Im 20. Stock wohnt die Familie Bellavista. Der Lift ist defekt und die Treppen sind nicht gerade schön sauber gewischt worden. An den Wänden steht allerhand recht anzügliches Zeugs. Ich stehe vor der Türe mit dem Namen Bellavista. Eigentlich heisst das auf Deutsch „Schöne Aussicht“ und ich freue mich schon darauf. Ich läute. Schlurfende Schritte. Und da kommt die schöne Aussicht! Mir ist zum kotzen. Ein bärtiger, schlecht rasierter und ungekämmter Alter im Trainer öffnet die Türe. „Che vuole?“ frägt er. „Vengo per Valeria“ „Uno straniero! Che pensa da noi?“ Ich sage ihm nicht was ich von ihm denke. Besonders da er keine Antwort erwartet. Ich bin zu höflich. Ich schaue ihn nur an. Er stinkt aus dem Mund nach Alkohol und Knoblauch, so dass ich impulsiv einen Schritt zurück trete. Endlich lässt er sich hinab, auf meine Frage zu antworten. Murrend. „Valeria non e in casa“ Ich glaub ihm kein Wort. Ich will an ihm vorbei in die Wohnung schlüpfen, doch er steht mir im Weg. Das lass ich mir nicht bieten. Ich stosse ihn brutal auf die Seite und gehe hinein durch die offene Türe. Er mir nach. Er will mich daran hindern weiterzugehen. Er packt mich am Ärmel und reisst mir die Rosen weg, die er auf den Boden wirft. Doch da hat er den Falschen erwischt. Es gibt eine Schlägerei. Ich bin behindert, kann eigentlich nur eine Hand gebrauchen, weil ich mir mit einer Hand die Nase abklemme um seinen schlechten Mundgeruch abzuwehren. Aber bald liegt er unter mir. Ich drehe ihn um und will ihm die Hände zusammenbinden. Mit was? Valeria schaut ganz vorsichtig aus einer Zimmertüre. Ich winke ihr und werfe ihr Kusshändchen zu. „Amore mio. Io sono venuto per portarti via. Vedi quell'impertinante non vuole lasciare mi andare da te. Porta mi una corda per legarlo.“ Mit der Hand, mit der ich mir vorhin die Nase zudrückte, presse ich auf seinen Mund, mit der anderen Hand halte ich ihn fest. Er murrt, will was sagen. Kann sich aber nicht ausdrücken, weil meine Hand ihn daran hindert. Das liebe Mädchen  bringt mir eine Schnur. Der besoffene Signore Bellavista ist fest in meinem Griff. Er erhält noch einen Knebel in den Mund und ich binde seine Hände und Füsse zusammen. Er windet sich und will schreien, kann aber nichts machen. Jetzt kann ich mich Valeria zuwenden. „Täubchen“ säusle ich ihr in ihr Ohr, während ich sie an die Wand presse, „Das ist kein Ort für Dich. Komme mit mir auf ein Fährtchen.“ Ich öffne meinen Schlitz und fahre mit meinem steifen Helden unter Ihren Rock, umarme sie und küsse sie. Schliesslich ist der Kommissar San Antonio mein absolutes Vorbild! So wie er’s macht kann ich es auch, und ich habe mich auch schon als besser als ihn geoutet! Bücke mich und nehme die Rosen auf. Sie sind leider ziemlich zerdrückt, doch immerhin ein Zeichen meines guten Willens. Valeria schaut auf die vielen Rosen, die sicher ein Vermögen gekostet haben, und die jetzt zum Teil zertreten am Boden liegen. Bald neigt sie ihren Kopf zu meinem und ich fühle ihre Lippen, die die meinen suchen. Ich küsse sie lange auf ihre weichen runden Lippen und unsere Zungen suchen sich gegenseitig. Sie streift sich ihre hohen Stöckelschuhe ab. Ihre Beine heben sich im Rhythmus, den ich ihr vorgebe, natürlich genauso wie es San Antonio tut. Sie presst ihre Sohlen an die Wand und stöhnt und atmet wild, bis wir uns schliesslich, erschöpft, wieder umarmen und küssen. Der Alte bäumt sich auf in seinen Fesseln. Offensichtlich passt es ihm nicht. Jetzt muss ich schnellstens weg. Ich stelle Valeria wieder auf ihre Füsse und knie nieder um ihre hohen Stöckelschuhe wieder anzuziehen, während ich ihre schlanken, glatten Beine streichle. Im Gegensatz zu den Heldinnen von San Antonio, der nur Frauen lieben kann, die Strümpfe mit Strumpfhalter tragen und keine Strumpfhosen die ja hässliche Einbuchtungen auf den Schenkel hinterlassen, trägt Valeria, wie ich es realisiere, keine Strümpfe. Also ist dieses leidige Strumpf-Thema schon beiseite, und ich bewundere Valeria, dass sie es schon  gar nicht so weit kommen lässt. Ich nehme sie bei der Hand und wir rennen die Treppen hinab. Ihre hohen Stöckelschuhe hindern sie am rennen. Beim ersten Absatz nehme ich dieses Leichtgewicht auf die Arme und trage sie hinab während sie mich umarmt. Unten angelangt, stelle ich sie wieder auf die Beine und nehme sie um die Taille. Ich dirigiere sie in Richtung meines Porsche. Sie ist im siebenten Himmel, schmiegt sich an mich, gurrt wie eine Taube. Beim Auto angelangt, nehme ich meinen  Infrarottürschlüssel heraus, drücke auf den Knopf. Sofort fahren die Türen hoch und die Sitze werden ausgefahren. Etwas, das man beim Porsche eigentlich nicht sieht. Doch dieses Modell war bestellt worden und der Käufer hat sich wegen dem hohen Aufpreis darauf verzichtet und das Auto war sofort erhältlich! Wieder halte ich ihren Kopf und küsse sie. Huh, das schmeckt gut nach ihrem Parfum. Und sie windet sich unter meinen gewagten Zungenstössen. Ich vergehe fast von neuerlichem Verlangen. Sie schmeckt so schön nach Erdbeeren und ihre Zunge ist so weich und bohrt sich in meinen Mund. Unweigerlich versteift sich meine Flöte wieder und ich schmiege meine Beine an sie, zeige Ihr unmissverständlich, dass                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      ich sie begehre. Sie stösst mich weg. „Ed il mio fidanzato, ci pensa?“ ruft sie aus. Ganz schön frech, diese Valeria, hat einen Verlobten und geht mit einem Fremden aus! Bin anhin, allerdings, hat sie diesen „Finanzato“ eher vergessen! Ich säusle: „Ah, ma quello non ci vedi. Voi venire con me, lontano del fidanzato, far una passegiata col zio Farniente?.“ Sie schaut auf das Auto. „E tua, questa machina?“ fragt sie.“Ah si,” antworte ich mit gewölbter Brust, “certa, come non siamo che a due, e sufficiente, la mia Rolls Royce e nel Garage a Saint Tropez.” Ihre Augen weiten sich. „ „Sei ricco, sai!“ sagt sie und lächelt mich an. Ich antworte: „No, le banche mi danno del credito.“ Sie lacht. Einige Passanten halten, schauen uns an und  runzeln die Stirne. Sie sehen einen eleganten fremdländischen Nonfarniente, angezogen mit Lederjacke, engen Jeans, der es mit der Tochter des Säufers Bellavista treibt. Und die läuft auch nicht umher wie eine keusche italienische Tochter. Ihre schmalen Hüften stecken in engen schwarzen Hosen, sie trägt einen schwarzen Pullover und eine rote Lederbluse, alles so eng geschnitten, dass ihre Taille voll zur Geltung kommt! Und sie denken sich, die Passanten natürlich, dass der Apfel nicht weit vom Stamm fällt. Ich weiss es besser. Erst als ich daran war, den Alten unschädlich zu machen, hat sie sich umgezogen um mit mir ausgehen zu können. Und verdammt schnell ist es gegangen. Die Passanten eilen an uns vorbei. Im Fenster nebenbei bemerke ich ein bleiches Gesicht das mich anstarrt. Ich denke, dass ich hier nicht unbedingt sehr beliebt bin. „Venga“ sage ich, „Facciamo una passegiata. Vuole?“ „Si.“ Sie lacht über das ganze Gesicht. So eine Spritzfahrt in einem Porsche, so etwas von dem sie kaum träumen konnte, sie, die einen Liebhaber hat, der ein billiges Gastlokal führt, dessen Finger immer klebrig und nass sind und der sich immer vor seiner Frau verstecken muss! Und erst noch als zweite Auswahl einen mickrigen Beamten, der sie dauernd auslädt, weil er Angst hat, seine Frau könnte darauf kommen! Sie steigt ein. Ich stelle das Radio an, schiebe eine CD in den Player mit italienischen Schlagersongs. Bald sind wir umhüllt vom marmeladigen Sopran Madonnas und dem schnulzigen Tenor Capricetos . Ich neige mich herüber und küsse sie wieder. „Sei tanta bella. Son innamorato di te. Che fortunato è tuo fidanzato!“ Doch der scheint der schönen Valeria bereits weit entrückt. Sie gefällt mir, mit ihren hellbraunen Haaren, ihren schwarzen Augen mit den langen Wimpern, dem schön geschwungenen Mund und besonders wegen ihrer dünnen  Taille. Denn sie hat keine sehr ausladenden Brüste, aber ihre schwarzen Satinhosen und ihr Pullover bringen ihre Wölbungen schön zur Geltung. Sie sieht fast aus wie ein Junge. Ich starte den Motor und fahre rasant los. Ricky im Hotel gestern hat mir ein gutes Hotel angegeben in den Bergen bei Acqualagna. Er war einfach wunderbar. Sein ganzes tänzerisches katzenhaftes Gehabe brachte mich in den siebenten Himmel. Ich habe ihm gesagt, dass ich als Tourist hier bin. Und er sagte mir, er komme gerade vom Albergo delle Due Sorelle. Der freigiebige Freier sei ziemlich korpulent und glatzköpfig gewesen und nicht gerade sein Typ. Dafür habe es gutes Essen, feine Zimmer mit wunderbarer Aussicht und ein gewärmtes Schwimmbad gegeben. „Und da hat's diesen Jungen. diesen Yves, der einfach zauberhaft anzusehen ist und im  Bett einfach himmlisch ist. „Himmlischer als Du kann man einfach nicht sein, Ricky“, antwortete ich, am Boden sitzend, meinen Kopf auf seinem Schoss. Ich schaute ihm in die braunen Augen, die er aufschlug, wie Pappageno einst seine Pappagena betrachtete. Er war ganz schön schmeichelnd, Ricky. Und erinnerte mich so an David, der mich immer so anschaute, damals im Hyde Park. David, mein erster Schatz. Und ich musste lachen, erhob mich auf die Knie und küsste ihn. Ricky war ein junger Amerikaner, hatte hellbraune, lange gewellte Haare, trug am linken Ohr einen Ring mit einem stecknadelgrossen Diamant, am Ringfinger der rechten Hand einen riesigen Siegelring aus Alexandrit, zwei weitere Ringe an zwei Finger jeder Hand und ein breites Armband aus Silber mit einem Relief, das den Raub der Sabiner(innen) darstellte. Am linken und rechten grossen Zehen trug er auch Ringe und auf den Höckerchen seiner schnurgeraden braungebrannten Brust baumelten wieder Ringe.  Er war elegant gekleidet in weiten Armani Jeans und einem weichen Lederslumber. Er stammte aus einer reichen Familie der nordamerikanischen Ostküste und verbrachte einige Monate in einem Studienaufenthalt in Europa in sicherer Entfernung der prüden Mutter. Wenn die gewusst hätte, was ihr Herzallerliebster, ihr geliebter Ältester, hier tat? Er zeigte mir einen Brief, in dem sie schrieb, er solle sich in Acht nehmen vor diesen armenischen Hexen und Teufel hier in Europa, die lebten wie seinerzeit in Sodom und Gomorrha. Wir lachten uns den Buckel voll. Am gleichen Abend schrieben wir ihr zurück, ich diktierte es ihm und er schrieb, er sei Mitglied eines Bibelzirkels der Wiedertäufer und heute Abend lese er zusammen mit einem Pfarrer die Bibel, um sich in Sachen christlicher Religion weiterzubilden. Nachhilfestunden! Ich fühlte ein Prickeln, wie ich mich selbst als Pfarrer vorstellte, der ihm Nachhilfestunden gab, ich, ein perverser Häretiker! Ich unterschrieb und empfahl ihm als Bibelvers Lukas II.2 wo Maria Magdalena Christus die Füsse wäscht. Nicht weil er mir was sagen würde, dieser Bibelvers, oder weil er was ausdrückte, das ich seiner Mutter mitteilen wollte. Vielmehr  ist es ist der einzige Vers der Bibel, den ich noch kenne, wir mussten ihn im Religionsunterricht auswendig lernen weil unser Pfarrer es so rührend fand, dass die Maria Magdalena dem Christus die Füsse wusch und Tränen darob vergoss. Seine Frau wird ihm wohl nie die Füsse gewaschen haben! Ich musste laut lachen, wie ich mir seine Mutter vorstellte, mit Chignons und strenger Brille, wie sie ihrem Mann die Füsse wäscht. Als ich das Ricky erzählte bekam er einen Lachkrampf. Sein Vater erledigt offensichtlich den Haushalt, wäscht und kocht und seine Frau schaut ihm zu und belehrt ihn dabei in religiösen und ethischen Sachen. Was für ein harmonischer Haushalt!

Ricky und ich haben uns sofort gegenseitig gefallen und wir hatten eine schöne Nacht zusammen. Doch das gehört nicht hierhin. Ich möchte diese schöne Stätte, die er mir empfahl, auch kennenlernen und werde dies zusammen mit der schönen Valeria tun. Auch den schönen Yves möchte ich kennenlernen! Die Strassen sind kurvenreich und ich bin bekannt für mein rasantes und gewagtes Fahren. Denn ich nehme alle Kurven, auch die im Leben,  mit Schneid! Mit der linken Hand halte ich das Lenkrad, mit der Rechten halte ich Valerias Händchen, wenn ich nicht gerade schalten muss.  Valeria tut verängstigt und sucht sich eng geschmiegt an meiner Seite zu beruhigen . Das Dach ist geöffnet. Ihr langes Haar schwebt in der Luft. Bei fast jeder Kurve macht sie spitze Schreie und ich drücke ihr Händchen, neige mich zu ihr hinüber und gebe ihr Küsschen. Das Lenkrad balanciere ich zwischen Daumen und Zeigefinger der linken Hand. Kommt jemand entgegen, weiche ich schnell aus gegen den Rand. Wenn bloss zwei Räder auf der Fahrbahn sind, kann nichts passieren! Schliesslich habe ich das geübt, ich habe seinerzeit als Stuntman für Sean Connery gewirkt. Wenn die Kurve besonders eng ist, verliert  Valeria den Halt und fällt auf meinen Schoss und wir schwelgen in Sinnenlüsten. Ich verliere nie die Nerven und Valeria auch nicht. Solche Leute gefallen mir! Endlich kommt ein kleiner Parkplatz, von wo es eine besonders schöne Aussicht hat. Ohrenbetäubend kreischen die Bremsen und mein Gefährt steht bockstill, die Vorderräder 1 mm vor dem 100 m tiefen Abgrund. Valeria zittert. ich neige mich zu ihr. Ich greife ihr mit beiden Händen voll um die Hüften und streichle sie. Sie beruhigt sich und wir können aussteigen um die Aussicht zu geniessen. Grad daneben hat es ein Bänklein für den tugendhaften Wanderer. Für den Moment wird's  zweckentfremdet gebraucht. Das sportliche Mädchen hat sich bereits beruhigt und geniesst den Augenblick. Wir sitzen, Valeria im Amazonensitz auf meinen gespreizten Knien. Küssen uns während wir die schöne Aussicht geniessen. Ihre Arme umklammern meinen Hals, sie schmiegt sich an mich. Meine Erregung in meinem Schoss wächst, als gelte es, die ganze Ludovikanische Armee bei Marignano eigenhändig zu zerschlagen und gleichzeitig zu vögeln und dabei „Vom Himmel hoch da komm ich her“ zu singen. Ich habe meine Hände in unerlaubte Gefilde wandern lassen, fahre unter ihren Büstenhalter mit einer Hand. Die andere Hand hat sich in ihr nach Rosen duftendes Höschen verirrt und sucht im Wäldchen nach den vergrabenen Trüffeln. Sie zieht den Pullover aus. So eine schöne Aussicht! Ich weiss nicht, soll ich hinaus auf die hohen Berge und  Pinienwälder oder auf ihre hellbraunen Nippel  schauen. Endlich entscheide ich mich, lege meinen Kopf auf Ihre Brust, küsse ihre Nippel, während meine Hand nun die Trüffeln ausgräbt. Sie schwenkt ihren Po links und rechts über meiner Ausbuchtung, sich schmiegend an meinem Oberkörper. Wenn einer der tugendhaften Wanderer jetzt vorbeikommt, er hätte seinen Schock für den Rest der Saison. Doch  die Italiener sind bekanntlich keine grossen Wanderer. Das Bänklein hat offensichtlich seinen eigentlichen Zweck nie richtig erfüllen können. Die Wandergruppen der Schweizer, die man öfter sehen könnte, sind noch nicht bis zu diesem Bänkchen vorgedrungen. Doch jetzt ist's genug der Scharwenzel, ich bin erregt, möchte in die Schlacht. Die helle Kugel  der Sonne glüht im roten Himmel und geht langsam hinter den Bergen unter. Wir sitzen auf der Bank auf der Strasse von Acqualagna zum Albergo delle Due Sorelle und geniessen die Aussicht. Ich dränge weiter, mein steifer Held in der Hose zwingt mich dazu, will die Aussicht jetzt auch noch zum unvergesslichen Erlebnis machen! Doch langsam wird’s kalt und Valeria schlottert. „Viene, Colombina mia,” sage ich, schweren Herzens, ” andiamo per il pranzo. E continiuniamo le carezza nella camera.“ Natürlich vor dem Pranzo! Sie gurrt vor Freude. Im Albergo nehme ich das schönste Zimmer. Aber zuerst nehmen wir ein Bad in der Piscina. Wir springen gegenseitig ins Wasser, abwechselnd empfange ich sie und sie mich in den Armen, wir schwimmen eng umschlungen um das Bassin, tauchen und jagen uns gegenseitig. Die anderen Gäste sind schockiert und schauen anderswohin. Dann gehen wir aufs Zimmer. Sie entkleidet sich und geht in die Dusche. Stellt das Wasser an. Ich sehe ihre schlanke Figur durch den Duschvorhang. Ich kann nicht mehr warten, gehe zu ihr. Wir duschen und seifen uns gegenseitig ein. Mein Peterlein sucht sich einen stillen dunklen Ort und findet ihn auf Anhieb. Ich lasse Euch raten wo das ist. So ein Lausbube. Abwechslungsweise gurrt und piepst die schöne Valeria und tut der Taube ehre. Und dann liegen wir eng aneinander. Und wieder kann sich Zizi Jeanmarie nicht zügeln, muss sich neugierig benehmen. Valeria hat Erfahrung gesammelt mit ihrem Wirt und ihrem Beamten, aber noch nie war es so stürmisch. Sie schwenkt in Erregung mit dem Kopf. „Von den Franzosen erzählt man viel. Aber so hitzig hätte ich sie mir nicht mal in meinen wildesten Nächten geträumt.“ Sagt sie. Kein Wunder hat sie noch nie sowas erlebt. Mit dem kahlköpfigen schmerbäuchigen Commandante oder dem Wirt als Fidanzato. Doch ich halte mich diskret zurück mit Kommentaren. Ich beschliesse eine Pause einzulegen. Schmachtend lege ich meinen Kopf auf ihren Schoss und schicke Kusshändchen. Sie muss lachen. Dann steh ich auf. Ich seufze und gurre: „Schätzchen, jetzt habe ich Hunger.“ Sie schaut mir in die Augen, ich schicke ihr Kusshändchen. Doch sie ist nicht pressiert. Klar, mit dieser Taille. Wahrscheinlich isst sie nur rohes Obst. Aber in meinem Bauch knurrt’s ganz eindeutig. Wenn ich nicht bald etwas Kalorien bekomme, werde ich zusammenbrechen. Und das wäre jetzt die Katastrophe wenn ich bedenke, was mir noch bevorsteht eine ganze Nacht. Dann kommt mir noch was in den Sinn. „Soll ich Dir noch ein Geschenklein machen.“ Sie schaut mich ungläubig an. Ich strecke mich und nehme den Telefonhörer ans Ohr und wähle die 11. Im Hotel hat’s eine Kleiderboutique. Ich lasse eine Auswahl an Abendkleider für ihre Wespentaille heraufkommen und es gibt eine vergnügliche Modeschau. Zum Abendessen sind wir elegant gekleidet. Ich mit lachsfarbenem Smoking und sie in einem feinen schwarzen Satinkleid mit Rüschen, das ich ihr mehr aufdrängte, denn sie wollte es nicht, fand es zu teuer,  ein Jamie Dellaporte, denkste, entworfen für die Madonna höchstselbst.

Es gibt Saltimbocca mit feinem Risotto, von einem Vino Nobile aus dem Jahr 1964 begleitet. Und ich reisse die Augen auf.  Wie sie zulangt. Und dabei hat sie eine solche Wespentaille. Es gibt Leute, denke ich mir, die von Gott besonders bevorzugt sind. Auch ich habe keine Gewichtsprobleme, doch ich verbringe regelmässig jede Woche einige Stunden im Sportcenter, bei Velofahren, Springen, hanteln heben und Schiessübungen. Und Valeria, ... Ich kann mir Valeria einfach nicht als Sportlerin vorstellen.  Sie ist viel zu fein und dünn! Ich nehme mich zusammen. Ich fange ja an zu schwärmen. Und eigentlich bin ich hier auf Einsatz. Ich muss herausfinden welcher Minister Nicos vergewaltigt hat. Und sie wird es wissen, denn der Commandante hat ihr sicher was erzählt und sie ist nicht so dumm, dass sie es ihm nicht aus der Nase gezogen hätte. Denn ich nehme an, dass alle Leute so neugierig sind wie ich. Deformation Professionnelle, eben. Was weiss Valeria über Nicos? Mehr als man annimmt, denke ich.  Doch vorerst sitzt Valeria neben mir streichelt mir mit der Hand über meine Hände und schmiegt sich mit Becken und Beine an mich. „Schenkst Du allen Frauen so viel?“ fragt sie. Gute Frage. „Wieso, wenn Du wüsstest, wie ich Dich liebe?“ Gurre ich zurück. „Du bist die schönste Frau, die ich je gesehen habe.“ Ich pfeife durch die Zähne: „Ich brauch nur zu schauen auf Deine schönen ovalen schwarzen Augen, Deine seidigen Haare und Deine samtene Haut.“ Ich hebe ihren Kopf und schaue ihr in die Augen. „Deine Augen sind wie unergründlich tiefe Ziehbrunnen, ich möchte drin sehen ob Du mich liebst.“ Jetzt ist sie rot gewordenen und hat Tränen in den Augen, wie ich ihr ein Küsschen auf die dunkelrot gefärbten Lippen drücke.“

Die schöne Valeria ist kein unbeschriebenes Blatt, aber ich wette, auf mich ist sie jetzt ziemlich scharf. Doch ich bin unstetig. „Mit dem linken Auge schiele ich nach rechts, wo ein  schlaksiger dünner und langer Jüngling mit krausigen kurzen dunkelblonden Haaren und schönen braunen Augen sitzt. Sicher ist das der Yves von dem mir Ricky so schwärmte. Beschämt senkt er die Augen, seine langen dunklen Lider  fallen ihm in die Augen, wie er uns vorhin kurz gesehen hat und realisiert und nicht versteht, dass jemand so unverschämt offen lieben kann. Oder ist er eifersüchtig auf mich oder gar auf Valeria, was mir natürlich am besten gefallen würde. Denn wenn ihr es noch nicht gemerkt habt, seid ihr wirklich hart von Verstand: Ich bin ein eitler Schönling und Moral ist für mich ein Fremdwort. Ich wage mich deshalb gar nicht in eine Kirche zur Konfession. Die vielen Ave Marias die mir der Pfarrer aufbrummen würde! Das wäre einfach zuviel für mich, vielleicht würde ich dann sogar noch religiös und hätte keine Freude mehr am Lebensstil, dem ich jetzt fröne. Der Junge sitzt ganz allein am Tischlein. Aber am Anfang sass da noch jemand anderes, ein älterer Herr und ein jüngeres Fräulein und die haben den Tisch verlassen. Ich schreibe etwas auf ein Zettchen, zerknülle es und werfe es ihm auf den Schoss. Möglichst diskret, aber Valeria hat’s gesehen. Sie schaut in die Richtung, wo ich es geschickt habe. „Aha, „ sagt sie „bist schon  abgeblasen wie ein Ballon ohne Luft. Bist so einer. Willst Dich im Bett von jemandem anderen unterstützen lassen.“ Der Blick, den sie mir zuwirft, spricht Bände. Ich erröte. Diese Blamage! Ich, James Bonds und San Antonio's Rivale, ich der ich beide schlagen würde, wenn sie zusammen gegen mich rivalisieren würden. Ich werde von einer Frau durchschaut! Doch ich will mein Vorhaben doch noch durchziehen. Ich säusele in ihr Ohr: „Siehst Du nicht, wie er Dich anschaut. Ich denke nur an Dich. Will Dir Freude machen. Liebe zu Dritt ist besser als zu zweit. Stell Dir vor. So ein Glück für Dich, rechts das dunkle, links das helle Wunder. Rechts der alte Casanova, links der blutjunge, unberührte Jüngling!“ Sie schaut mich kritisch an: „Wen ziehst Du denn vor. Diesen Jüngling oder mich.“ Dann seufzt sie und fährt weiter: „Aber Du liebst Männer, das habe ich mir schon gedacht. Deshalb Dein Theater wegen diesem Jungen, wie heisst er doch, Nicos?“

Stockholm

Um neun Uhr habe ich abgemacht mit dem Schiffsbroker. Und um zwölf fliegt mein Flieger, zuerst nach Zürich, dann nach Mexiko, dann gibt es, wie ich erfahre, einen Anschlussflug nach L.A. Ich sage: „Ihr kommt mit. Zuerst werden wir frühstücken. Wir nehmen ein Taxi zum Hafen.“ Wir besuchen das Schiff. Ich habe die Pläne und die Offerte vorher genau studiert und habe eigentlich schon beschlossen, dass das Schiff meinen Bedürfnissen entspricht. Es ist luxuriös, hat vier Decks, ein Deck mit einem Swimmingpool, einen Deck zum Wohnen und ein für die Büros. Es wurde mal von Onassis für seine Bedürfnisse gebaut. Da ich zugegebenerweise nie  im Büro bin wird dieses Deck wohl immer verwaist bleiben. Meine Mitarbeiter arbeiten in einem Büro in Madras und ich habe keine Lust meine Arbeit zu mir zu holen. Das Deck für die Mannschaft ist gottseidank separat und ich werde nicht immer daran erinnert, dass andere Leute arbeiten müssen. Dieses Schiff ist genau das, was ich brauche. Die beiden  sind natürlich auch begeistert. Denn es enthält alles was das Herz begehren kann. Der Preis ist im Rahmen. Den Vertrag lasse ich an meinen Schweizer Rechtsanwalt schicken. Das Schiff ist sofort bezugsbereit. Allerdings ist mir die Suche nach Kolja und David wichtiger und es ist mir zu zeitaufwendig, mit dem Schiff von Stockholm nach Amerika zu fahren. Ich nehme einfach Besitz vom Schiff, nachdem ich die die nötigen Dokumente unterschrieben habe, begrüsse die Crew und teile dem Kapitän mit, den ich mit dem Vertrag übernommen habe, er solle nach Los Angeles fahren und mich dort erwarten.  Der Broker bringt uns zum Flughafen. Liegt schon noch drin, denn nicht jeden Tag verdient man so fette Provisionen. Und rechtzeitig fliegen wir los. Wir landen in Zürich. Dort logieren wir im Hilton beim Flughafen. Mein Rechtsanwalt besucht mich und wir besprechen die Situation.  Eine Umorganisation meiner Firmenstruktur wird in die Wege geleitet. Die Jacht wird gekauft von der Mirabella SA in Gibraltar, das Haus in Akapulko gehört der Cullanto Lta, das Haus in St Tropez übertragen an die Monbel SA in Monaco. Meine Juwelen, die ich vom Vater geerbt hatte, und von den die Steuerverwaltung nicht wissen darf, liegen in einem Banksafe in Zürich, der von der Cullanto Lta in Panama gemietet wird. Die Holdingfirma dieser drei Gesellschaften ist die Blue and Golden Shore Ltd in Curacao. Meine Familienstiftung, die Magrita Familienstiftung  hat ihren Sitz in Vaduz und besitzt  auch die von meinem Vater geerbten Mehrfamilienhäuser in der Schweiz. Die Einkünfte davon gehen an die Scmiedlin Imobilien AG in Glarus, die sie direkt nach Vaduz weiterleitet. Da Gibraltar an Vaduz beteiligt ist, geht‘s nach Gibraltar und von dort nach Curacao. In Zug ist das Anwaltsbüro Meier und Frei VR der Free Sex SA, Hauptaktionär ist die Magrita Familienstiftung und sie ihrerseits beherrscht die New World Foundation SA , wo das  Management für das Franchising meiner Hyksos - Kursunterlagen tätig ist. Diese Firmen in Zug tragen immer mehr zu meinen Einnahmen bei, und ersetzen jetzt praktisch mein nicht mehr eingehendes Professorensalär. Die ganze Firmenstruktur ist so unübersichtlich, dass es eine Generation Steuerkommissäre brauchen würde, wenn sie über den tatsächlichen Besitzer Aufschluss erhalten wollen.

Ich selbst bin bei der Free Sex SA angestellt, und die kümmert sich um  die Vermarktung meiner Bücher. Angestellt bin ich in Zug, damit ich weiterhin in der Schweiz tätig bin. Doch meine Mitarbeiter sind allesamt Inder und wohnen und arbeiten in Madras. Da ich in Zukunft keinen festen Wohnsitz haben werde, werde ich nur das bisschen Steuern zahlen müssen, das die Free Sex AG, die Schmiedlin Immobilien AG und New World Foundation SA, alle mit Holdingprivileg, erwirtschaften. Und das ist der Zweck der ganzen Organisation. OK, es ist nicht ganz fair gegenüber der Gesellschaft. Doch wieso soll man fair sein gegenüber einem System das von Leuten ausgeheckt wurde, die nur daran denken, die anderen auszunehmen, um sich selbst zu bereichern! Die Zeit des Moralisten Cato ist vorbei und auch dieser hat sich selbst nicht an das gehalten, was er predigte! Mich würde es wundern, wenn dieser schlaue Fuchs wirklich alles versteuerte, was er hatte. Er hätte sich ja vor sich selbst schämen müssen! Anschliessend haben wir Mittagessen im Hilton mit dem Komponisten. Ein Regisseur, Maharlil Dimmer und der Tenor Pedro Carrapedra, nehmen daran teil. Ich stelle ihnen José vor, denn, es ist immer gut für ihn, eine Musiker, meine ich, wenn man die Koryphäen aus der Musik kennt. José hat in Acapulco Gesangunterricht erhalten und wir haben in einem kleinen Chor, den ich auf die Beine stellte, vornehmlich Werke aus dem Barock gesungen. Allerdings nur bei auserwählter Zuhörerschaft. Carrapedra und Dimmer sind begeistert von José's Fähigkeiten und empfingen sie nicht als zu schwach.

Ich konnte noch einen Anschlussflug nach Los Angeles buchen. Mir liegt es vor allem daran, dass Kolja möglichst schnell aus dem Gefängnis geholt wird. Denn ich weiss, dass es ihm dort immer extrem schlecht geht und bis jetzt war er immer vergewaltigt worden, wenn er wegen seiner dummen Scherze im Knast landete. Ich begrüsse die Möglichkeit nach Los Angeles zu gehen, denn ich muss mit dem Regisseur gewisse Sachen betreffend den Film den sie zu meinem Ali drehen, besprechen.
 
Kolja ist wirklich in einer sehr schlechten Verfassung als ich einige Stunden später in L.A. ankomme. Er muss noch einige Tage in L.A bleiben, bis er genesen ist. Dann besuche ich mit  den drei Jungen zusammen die Westküste Nordamerikas. Bis dann ist meine Jacht in L.A. eingetroffen, sie brauchte etwa 10 Tage, um von Stockholm über den Panamakanal nach L.A. zu segeln Und ich bin pressiert. Ich will unbedingt Daniel in Akapulko abholen und David suchen. Ich habe erfahren, dass David in Buenos Aires ist. Freunde von mir behaupten, ihn auf der Copacabana gesehen zu haben, wie er mit einem Touristen scharwänzelte.

New York

Das Konzert war wunderschön und José hat dank meiner Präsenz? wunderbar gespielt. Es war das Violinkonzert von Max Bruch und ein Violinkonzert von Mozart. Ich liebe besonders das Konzert von Bruch. Es gibt einen riesigen Applaus. Obwohl José eingeladen wird, mit den Musikern zu nacht zu essen, geht er mit mir. Ramon ist so froh, mit seinem jugendlichen Liebhaber ein wunderbaren Essen, begonnen mit einem Rosé Champagner und begossen durch einen  Barolo vom Jahrgang Josés zu geniessen. Immer wieder muss ich auf Josés schöne Brust, in seine schönen haselnuss-braunen Augen blicken. Wir gehen auf mein Zimmer und geniessen, nach der langen Zeit, während der sie auf uns verzichten mussten, unsere Körper. Nachher liegen wir nebeneinander. Ich bin so glücklich, sein José ein grosser Musiker, ich kann mir schon vorstellen wie die Zeitungen über das Konzert schreiben werden. Aber José ist der gleiche geblieben. Der Ruhm ist ihm nicht in den Kopf gestiegen. Der Portier hat uns die Zeitungen gebracht, überall ellenlange Kritiken. „Du musst Dir Ideen machen, sicher werden viele Anfragen hereinkommen. Da werden Plattenfirmen anfragen, Konzertmanager.“ „Aber ich möchte noch lernen. Kannst nicht Du das für mich machen?“ „Ja sicher, ich werde für Dich vermitteln. Aber Du willst noch nicht viele Konzerte machen wollen, doch einige wirst Du annehmen müssen, damit Du bekannt wirst.“ „Mach es wie Du willst aber lass mir Zeit, damit ich mich weiter ausbilden kann und auch Zeit für Dich habe. Ich beherrsche noch vieles nicht genug.“ „Das ist gut. Ein, höchstens zwei Konzerte werden genug sein. Also, wenn jemand anruft, gib ihnen meine Adresse an.“ „Aber Ramon, kommen wir nun zum Wichtigsten“ Wichtigsten, als ob die Karriere Josés für José nicht das Wichtigste wäre. „Du sagst, Kolja sei weggelaufen, was ist denn passiert.“  „Ich weiss es nicht genau, Simon hat angerufen, er hat so irgendeine Auseinandersetzung mit seiner Freundin gehabt und hat dann nachher etwas Geld genommen und ist weg. Wir wissen nichts mehr über ihn und ich habe Angst er ist wieder irgendwo an einem Bahnhof und ... Er kann eben Geld auch nicht gut verwalten. Er ist so impulsiv, so launisch. Und dann, er hats auch schon gemacht, er wollte sich auch schon mal was antun.“ Ich schaue José an, er ist auch so ein Spezialist. „Deshalb habe ich auch alle Hebel in Bewegung gesetzt, um zu Deiner Aufführung zu kommen. Es ist wichtig, dass Du Unterstützung hast, Du hast es viel zu wenig gehabt als Du Kind warst.“ José schaut mich nun an. „Es hat mir riesig Freude gemacht und geholfen, dass Du zu meinem Konzert gekommen bist, ich war so unsicher, nervös bevor ich Dich sah und nachher habe ich das so ruhig nehmen können. Ich habe richtig schön spielen können. Wieso sagst Du, dass die Reise so beschwerlich war.“ „ Es war eher eine Abenteuerreise. Es war nur ein Flug nach Rom mit dem ich rechtzeitig ankam, von Caracas aus. Nach Caracas gab es nur einen Flug mit alten Flugzeugen. Dann mussten wir notlanden. Kein Weiterflug vor einer Woche. Nur eine unsichere Strasse nach Caracas. Ich habe ein Auto gemietet. Prompt sind wir von Wegelagerer angegriffen worden. Dass war allerdings ein herrlicher Kampf, besonders einen hatte es, der war irgend beduselt, der hat mit einem alten Krummschwert richtig gehauen. Dann sassen wir wieder in so einem Provinznest fest. Und gottseidank gab's dort eine Eisenbahnverbindung mit Caracas und ich bin buchstäblich auf die Minute auf den Abflug gekommen. Ich hab dann auf dem ganzen Flug geschlafen.“ „Und das hast Du alles für mich gemacht?“ „Nein, für mich, denn ich wollte Dich ja spielen hören.“ José möchte noch etwas sagen. „Ich habe so ein schönes Mädchen kennengelernt beim Unterricht. Sie gefällt mir und wir spielen zusammen.“ Ich lache: „So, auch Mädchen gefallen Dir, willst Du überhaupt noch etwas von mir wissen.“ José ist beleidigt: „Hast Du es nicht gemerkt vorhin. Sicher liebe ich Dich immer noch“ Ich werde wieder ernst. „Das war nicht so gemeint. Ich bin froh, dass Du jemand Junges gefunden hast. Ich bin ja so ein Alter, das ist überhaupt nicht normal, dass Du mich liebst.“ José schaut mich wieder an: „Jetzt bist Du wieder eklig. Das war überhaupt nicht so gemeint.“ Ich sage: „Aber Du kommst doch aufs Schiff während der Ferien. Wie heisst Deine Freundin?“ „Clara“ „Du kannst doch Clara einladen zu uns zu kommen. Unser Schiff ist wie ein Kreuzfahrtschiff, mit Tenniscourt, Schwimmbad und wir werden umherfahren und verschiedene Orte besuchen. Ich habe viele Leute eingeladen, es wird sicher lustig.“ Aber  José ist ernst. „Ich lade sie nur ein, wenn es Dir ernst ist. Du bist mir sehr wichtig, Ramon. Wenn Du jetzt eifersüchtig bist, Ramon, nein ich möchte das nicht. Es ist nicht so weit wie Du glaubst, weisst Du, Ramon, ich habe nicht das gemacht, was Du glaubst.“ „Was sollte ich glauben? Wieso glaubst Du ich sei eifersüchtig? Ich bin es wirklich nicht. Wenn Du ein Mädchen liebst und sie Dich liebt. Das würde mir wirklich Freude machen, José. Allerdings denk an Kolja, immer ist er unglücklich geworden mit diesen Mädchen. Und ich möchte nicht, dass Du wirklich auch unglücklich wirst. Doch bei uns ist es einfacher, wenn man eine Frau liebt, Kinder hat und glücklich wird. Doch, José, wie ich es sehe, bist Du nicht so einfach. Du brauchst mehr zu Deinem Glück. Doch Du wirst alles haben. Du bist so wundervoll, schön, intelligent, begabt. Und so lieb. Ich wäre glücklich wenn Du mit jemandem jüngerem als mich glücklich würdest. Lade Clara doch ein! Und sicher wäre jemand glücklich mit Dir.“ Es hat vieles was José noch sagen möchte. Offensichtlich täuscht sich Ramon, so weit ist es zwischen ihm und Clara nicht. Für den Moment ist er nur in ihre Erscheinung verliebt, hat ihr noch nichts gesagt. Sie hat ihn nur so angeschaut, er denkt sie hat ihn auch gern, doch er hat Angst, dass sie ihn nicht gern hat und fragt deshalb nicht. Ich sage nur: „José, bitte glaub mir, ich liebe Dich ob Du Clara liebst oder nicht; Du bist immer willkommen bei mir. Aber ich will in erster Linie dass Du glücklich bist.“ Und ich gebe ihm wieder einen Kuss. „Willst Du mir Clara jetzt schon vorstellen.“ „Nein? OK Wir werden jetzt morgenessen. Und wann meinst Du kommt Franco heim?“ „Ich weiss nicht. Aber weisst Du was, Ramon, können wir nicht irgendwohin und dann zu mir heim. Und wieder zusammen etwas kochen. Seitdem Du diese Köchin hast können wir nie wieder zusammen kochen und essen was wir gekocht haben. Vielleicht machen es diese Profiköche die Du hast viel besser, aber es ist nie wie das erste Mal, als wir zusammen Pommes-Frites mit Entrecôte kochten. Das war so schön. Und dann kannst Du morgen meinetwegen wieder wegfliegen. Offensichtlich liegt Dir Kolja sehr am Herzen, und mir auch, und...“ „Aber ich sehe Dich dann wieder während der Ferien, das ist ja dann in drei Wochen.“ José schaut mir in die Augen, drückt mir die Hand, sagt: „Ich verspreche es Dir.“ Und wieder kann ich mich nicht zurückhalten, er drückt meinen ganzen Körper an José und wir beide lieben einander wieder. Dann stehen wir auf, Ramon ordert das Frühstück aufs Zimmer, wir duschen zusammen. Essen zusammen das  Frühstück, reichlich spät. Dann gehen wir hinab, Ich bezahle das Zimmer lasse das Gepäck zu Franco's Wohnung bringen. Und wir gehen zusammen aus, wie ein frischvermähltes Paar, besuchen die Villa d'Este die ich seit mehr als zwanzig Jahren nicht besucht habe. Besonders der junge Aphrodit Im Park hat es uns angetan. Wir sitzen sie auf ein Bänklein und scharwenzeln. Beide sind erregt und gehen mit dem Tram zu Franco's Wohnung. Und dort bereiten wir das Nachtessen zusammen, wie das erste Mal als wir zusammen waren. Doch diesmal nicht Pommes-Frites und ein Steak. Einen feinen Risotto alle Fragole und eine Kalbshaxe kochen wir. Und dann erscheint doch noch Franco und wir verbringen alle Drei eine schöne Nacht zusammen.